Frau Scheffler, Sie sind als QM-Beauftragte für die Qualitätssicherung bei der Hamburger Feinfrost zuständig. Wie sind Sie zu diesem Arbeitsbereich gekommen?
Ich hatte schon immer großes Interesse an Lebensmitteln. Mir war früh klar, dass mein beruflicher Weg mich in diese Branche führen würde. Während meines Bachelorstudiums in Ökotrophologie konnte ich fundiertes Wissen aufbauen und im Masterstudium Food Science vertiefen. Da ich anwendungsorientiert und interdisziplinär arbeiten wollte, lag es nah, in die Qualitätssicherung zu gehen.
Margarete Scheffler
Qualitätsmanagement
Was macht die Arbeit in der Qualitätssicherung eines Seafoodimporteurs so interessant?
Grundsätzlich erfordert es ein Verständnis der gesamten Lieferkette von der Rohware bis zum abgepackten Lebensmittel. Man hat mit diversen Stakeholdern in der Wertschöpfungskette zu tun und muss sich immer neuen Herausforderungen stellen.
Man erfüllt unternehmensintern wie -extern eine Schnittstellenfunktion zwischen, zum Beispiel, Einkauf, Verkauf und Abwicklung sowie Lieferanten, Behörden und Laboren. Weiter ist die Produktpalette mit den unterschiedlichen Spezies, verarbeiteten und unverarbeiteten Produkten, Zubereitungen und Rohwaren sehr vielfältig. Daraus ergeben sich ganz unterschiedliche Anforderungen. Eins ist auf jeden Fall sicher: Langweilig wird das nie.
Warum ist ihre Arbeit wichtig für das Unternehmen?
Ich repräsentiere unternehmensseitig sozusagen die Kundensicht. Ich verlange Produktsicherheit, Verbraucherschutz und höchstmögliche Qualität. Nur mit einer den Erwartungen entsprechenden Qualität können wir Vertrauen gewinnen und somit eine langfristige Kundenbindung erzielen. Die Anforderungen und Erwartungen der Kunden an hochwertige und präzise hergestellte Produkte steigen stetig. Auch die des Gesetzgebers wachsen. Ich sorge dafür, dass die Gesamtheit der charakteristischen Eigenschaften und die Beschaffenheit des Produkts den Vorgaben entsprechen. Außerdem werden alle Prozesse, die dafür erforderlich sind, von mir überwacht und optimiert.
Wie gewährleistet die HAFRO als Unternehmen die versprochene Qualität?
Da ist zunächst der Beschaffungsaspekt. Unsere Mitarbeiter im Einkauf und in der Qualitätssicherung verfügen alle über Expertenwissen im Bereich Seafood. Das ist die Basis, nur so kann Qualität in dieser anspruchsvollen Warengruppe erkannt und weitergegeben werden. Darüber hinaus werden vertrauensvolle und langjährige Beziehungen zu Lieferanten gepflegt, denn nur so wird der Qualitätsgedanke auch in den Ursprung getragen. Oft müssen dabei kulturelle und sprachliche Barrieren überbrückt werden. Nicht selten helfen dabei unsere interne Sourcing Unit, die Eurogroup oder externe Agenturen unseres Vertrauens. Koordinatoren vor Ort, regelmäßige Inspektionen, optimale Lieferantenauswahl und ein reibungsloser Ablauf werden so gewährleistet. Diese ersetzen natürlich nicht die persönliche Einschätzung vor Ort, und daher werden die Ursprungsländer regelmäßig von unseren Mitarbeitern bereist. Allgemein kommt der Lieferantenauswahl eine hohe Bedeutung zu. Wird ein Lieferant bei uns gelistet, dann bekennt er sich zu den HAFRO-Leitlinien für Lieferanten. Diese beinhalten soziale Komponenten (etwa gerechte Löhne, keine Kinderarbeit) als auch ökologische Anforderungen (z.B. Fangmethoden und -quoten), und sie gehen auch hinsichtlich von Produktion, Verpackung und Transport weit über die gesetzlichen Vorgaben hinaus.
In der Praxis stellen wir mithilfe diverser Kontrollen im Ursprungsland – bei der Einfuhr durch Veterinäre, im Kühlhaus, im Partnerlabor und der HAFRO-Versuchsküche – sicher, dass unseren Qualitätsanforderungen entsprochen wird. Wir arbeiten mit einem ISO-zertifiziertem Kühlhaus und Spediteuren zusammen. Die Einhaltung der Kühlkette und anderer HACCP-Aspekte sind selbstverständlich. Das Ergebnis ist die Erfüllung von HAFRO-Qualitätsansprüchen entlang der gesamten Lebensmittelkette – vom Produzenten bis hin zum Kunden, from farm to fork sozusagen.
Welche Rolle spielen Zertifikate?
Unsere IFS Broker-Zertifizierung auf höherem Niveau zeigt, dass Abläufe, Sicherheit und die Qualität unserer Produktion stets gewährleistet sind und wir ein intaktes Managementsystem haben. Durch die Audits externer Zertifizierer werden die unternehmerischen Prozesse stetig hinterfragt und verbessert.
Da bei der HAFRO Qualität auch Nachhaltigkeit bedeutet, sind wir natürlich auch Bio, MSC und ASC zertifiziert. Unser nachhaltiges Sortiment wird fortwährend ausgeweitet und genießt eine hohe Priorität. Die genannten Zertifikate spielen übrigens auch bei unserer Lieferantenauswahl eine große Rolle.
Was passiert, wenn Ware nicht der HAFRO Qualität entspricht oder sich im Laufe der Lagerzeit Mängel ergeben?
Zunächst erfolgt die Sperrung der betroffenen Charge unter Angabe der Gründe, sowohl bei uns im Warenwirtschaftssystem als auch bei unserem Lagerhalter. Nach Rücksprache mit Lieferanten folgt die Rückholung oder Vernichtung vor Ort, ggf. in Rücksprache mit der zuständigen Behörde. Während meiner Zeit bei der HAFRO hatten wir keinen derartigen Fall, was für eine gute Lieferantenauswahl spricht.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?
Leider oder zum Glück ist jeder Tag ein wenig anders, und man ist immer mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert. Üblicherweise habe ich mit der Planung und Durchführung der Wareneingangskontrollen im Kühlhaus, dem Abgleich mit Prüfplänen, Probennahmen, Sensorik, Sichtung von Meldungen des Schnellwarnsystems für Lebens- und Futtermittel der europäischen Lebensmittelbehörde, Etikettenerstellung und –prüfung hinsichtlich Gesetzeskonformität, Spezifikationen, der Abfrage und Aktualisierung von Lieferantendokumenten und vielem mehr zu tun. Da ist der Tag immer schnell zu Ende.
Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell in der Branche?
Herausforderungen gibt es viele. Nicht deklariertes, zugesetztes Wasser in Fisch, Garnelen und Meeresfrüchten ist ein großes Thema. Hier sehen wir uns in der Verantwortung und möchten in der Branche vorbildlich agieren. Der offensive Umgang mit dem Thema und eine korrekte Zutatenliste sind für uns selbstverständlich.
Wie wird mit Kundenreklamationen umgegangen?
Für uns ist eine Kundenreklamation auch immer eine Chance, unsere Qualität und unseren Service zu verbessern. Nach einer Reklamation ist das Ziel eine schnelle Ursachenforschung und Problemlösung. Bei berechtigten Reklamationen wird die Ware umgehend gutgeschrieben oder ersetzt. Wir wollen den Kunden schließlich langfristig von unserem Service überzeugen und zufriedenstellen.